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Selbstverständnis des AK gegen Antisemitismus 4.Teil (Fortsetzung im nächsten Post)

Autoritarismus und Antisemitismusbekämpfung
Das unglückliche Bewusstsein der Rassismuskritik hat seinen ergänzenden Part in Formen von Antisemitismuskritik, die im Widerspruch zu ihren komplexen Problemanalysen zunehmend einfache Lösungen präferieren oder schlicht auf staatliche Repression setzen und so eine ohnehin gesamtgesellschaftlich vorhandene Tendenz zu staatsautoritärer Formierung vorantreiben. Eine Repression, die heute antizionistische und antisemitische Gruppierungen, Demonstrationen und Veranstaltungen trifft, kann morgen schon antisemitismuskritische, emanzipatorische und undogmatische Antifaschist*innen treffen. Allerdings rechtfertigt dieser Umstand auch nicht, Antirepressionskampagnen ohne inhaltliche Abgrenzungen zu antizionistisch und antisemitischen Gruppierungen anzuschieben.
Zugleich verbietet es sich, sich an die Seite von Antisemit*innen zu stellen oder ihre Handlungen als Reaktion auf autoritäre staatliche Gewalt zu verharmlosen. Vielmehr müsste es darum gehen, die Gleichzeitigkeit autoritärer Formierung in linken Zusammenhängen mit der in staatlichen Institutionen zu analysieren und eine dringend notwendige, emanzipatorische Praxis gegen beides auszuloten. 

Mit dem extremismusideologisch begründeten Entzug der Gemeinnützigkeit, der auf die Existenz der VVN-BdA zielte, hat die antifaschistische Organisation bekanntlich bereits eine ungute Erfahrung gemacht.
Antizionistischen Antisemitismus vorrangig mit Verboten von Veranstaltungen und Demonstrationen unter der Idee zu bekämpfen, dass die Sicherheit Israels deutsche Staatsraison sei, ignoriert den autoritären Charakter des Ausdrucks der Staatsraison mit dem - wie Theodor W. Adorno in seinem bekannten Aufsatz über eine „Erziehung nach Auschwitz" anmerkt - „das ganze Grauen potentiell schon gesetzt" ist. Die staatlich autoritäre Form der Antisemitismusbekämpfung mag ein kurzfristiges Sicherheitsgefühl oder ein Gefühl der Handlungsfähigkeit hervorbringen, trägt jedoch auf mittlere Sicht zur Einschränkung von Grundrechten aller bei.
Die Notwendigkeit einen offenen Brief an den Berliner Senat zu formulieren, in dem erläutert wird, warum das Symbol der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Anifaschistinnen (VVN-BdA) ein rotes Dreieck enthält und es geschichtsvergessen und ein erinnerungspolitischer Skandal wäre dies zu kriminalisieren, zeichnet bereits die Richtung vor. 

Für die von Antisemitismus betroffenen Jüdinnen*Juden können solche analytischen Erwägungen und Auseinandersetzungen um vermeintliche Details unbefriedigend bis zynisch wirken, ist doch öffentliches jüdisches Leben auch bereits vor dem 7. Oktober nur unter Polizeischutz möglich gewesen. Hier besteht so lange ein nicht aufzulösendes Spannungsfeld, bis eine breite Bewegung gegen alle Formen von Antisemitismus in Sicht ist, die gleichzeitig antirassistisch ist.
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Imissingmarple.bsky.social

Vielleicht war diese Wiedervereinigung, so wie sie gelaufen ist, überstürzt und nicht zu Ende gedacht, zumal es keine Vereinigung war. Manchmal wäre es halt besser, sich etwas Zeit zu nehmen…

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HWhanswurst.bsky.social

... also von der Extremisten-Vereinigung selbst und Putin-Fanboys nach max. 5s auf das nächste Kurzvideo.

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DAalex270.bsky.social

Die Frage der Vereinigung ist heute keine mehr zwischen Ost und West, sondern eine, die uns alle betrifft, weil wir als Menschen aufeinander angewiesen sind. dralexandrahildebrandt.blogspot.com/2022/03/groe...

Große Träume - erschüttertes Erwachen
Große Träume - erschüttertes Erwachen

Mauerfall, wendezeit, deutsche geschichte, generation mauerfall, DDR

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JSjspohr.bsky.social

Die Gewalt der Vereinigung »Mit dem Online-Projekt zweiteroktober90 dokumentieren wir neonazistische Angriffe, die am 2. oder 3. Oktober 1990, also direkt vor oder an dem Tag der Vereinigung der beiden deutschen Staaten, stattgefunden haben.« zweiteroktober90.de

zweiteroktober90 – Die Gewalt der Vereinigung
zweiteroktober90 – Die Gewalt der Vereinigung

Online-Dokumentation neonazistischer Angriffe, die am 2./3. Oktober 1990, also zum Tag der Vereinigung der beiden deutschen Staaten stattgefunden haben.

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Rrarara.bsky.social

Lass uns ne Vereinigung der spooktobergeschädigten Bsky-User gründen

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UAustinoff.bsky.social

Hm. Der 3. Oktober 1990 kam mit vielen Hoffnungen. Heute ist auch ein Tag zum Schämen, weil die deutsche Gesellschaft als Ganzes gegenüber den Juden und anderen Mitbürger:innen versagt hat.

Mittwoch, 3. Oktober 1990
Heinz Galinski:
Vereinigung ist große Chance
Berlin (ADN). Als große Chance und Bewährungsprobe bezeich- nete der Vorsitzende des Zentral- rates der Juden in Deutschland, Heinz Galinski, die Vereinigung beider deutschen Staaten. Es müsse ein für alle Male" unter Beweis gestellt werden, daß in diesem Land Rassismus, Antise- mitismus, Ausländerhaß, Neona- zismus und Rechtsradikalismus endgültig der Vergangenheit an- gehören und nie wieder in der Zukunft in Erscheinung treten dürfen", heißt es in einer Erklärung Galinskis zum 3. Oktober. Von den politisch Verantwortlichen sei daher ein höheres Maß an Sensibilität gegenüber Relikten aus der Vergangenheit gefordert.
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GLwandelsinn.bsky.social

Deutsche Einheit Das macht was mit mir❣️ Ohne unsere Vereinigung hätte ich die heimatliche Insel meiner Mutter und dieses Haus nicht kennengelernt. Meine Mutter war in ihrer Jugendzeit für 2 Jahre dort als Hausmädchen bei Verwandten, die das Hotel gepachtet hatten. #Frieden#erinnerungskultur immer

Ein Fachwerkhaus vor blauem Himmel mit roten Sonnenschirmen davor. Leute sitzen darunter. Der Rasen grün, rote Rosen im Vordergrund.
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Aaurifex.bsky.social

Zur Erinnerung: Eine " #Wende#Wiedervereinigung#DDR#Vereinigung#TagDerDeutschenEinheit#3Oktober

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SJekneos.bsky.social

So war das mit der Vereinigung. Eine kleine Lesefrucht, vor langer Zeit, aus einer weit entfernten Galaxie:

Zu guter Letzt:
Guten Rutsch!
Wie ich in die Vereinigung gekommen bin? Danke der Nachfrage! Wie Altjahrabend habe ich mit Bier und Bismarckhering vor dem Fernseher gesessen und auf Zerstreuung ge-hofft. Da haben sich dann beflissene Reporter den Mund fusselig gesabbelt („In dreieinhalb Stunden sind wir vereinigt, Herr Diestel!"), und es war schon gut, daß so viele Leute unterwegs waren, um sich um und um zu tummeln um die Repor-ter, die ohne das sehr verloren gewirkt hätten, so unter all den Bau-werken, wo sie standen und immer wieder sagten, daß es noch zu keinen Gewalttätigkeiten gekommen sein. Um null Uhr war Feuerwerk.
Ich bin auf den Balkon gegangen und habe zwei bis drei wirklich schmutzige Wörter gesagt. Das Bier war auch alle, und so bin ich schlafen gegangen. Morgens hatte ich leichtes Kopfweh...
Sönke Jahn
taz Hamburg vom 4.10.1990
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